Die jüngere Geschichte Tansanias

Im Jahr 1978 wurde Tansania in einen Krieg mit dem Nachbarland Uganda hineingezogen, das vom Diktator Idi Amin unterjocht wurde. Ugandische Truppen marschierten in den Nordwesten Tansanias ein. Daraufhin musste sich das völlig unvorbereitete Land zur Wehr setzen und Nyerere erklärte Uganda den Krieg. Tansania machte mobil, musste aber wegen zu kleinen Beständen zuerst noch weitere Soldaten verpflichten und Truppen aus dem ganzen Land zusammenziehen, was aufgrund der schlechten Infrastruktur eine geraume Zeit dauerte. Beim Fluss Kagera im äussersten Nordwesten kam es zur Schlacht, und die tansanische Armee konnte die ugandischen Angreifer zurückdrängen. Danach stiessen die Truppen bis tief auf ugandisches Gebiet vor und waren am Sturz Idi Amins beteiligt, der das Land dann Richtung Saudiarabien verliess. 1981 zogen sich die tansanischen Einheiten wieder zurück, hatten zwar den Krieg gewonnen und einen üblen Machthaber gestürzt, allerdings gab es einen hohen Preis dafür zu bezahlen, die Landesfinanzen waren überfordert, die Staatskasse bankrott.

1985 musste Julius K. Nyerere einsehen, dass seine Vision von Ujamaa gescheitert ist. Trotz grosser Erfolge bezüglich der Bildung eines Nationalbewusstseins im Land und einer guten Versorgung der Bevölkerung mit Bildung und Gesundheit, hatte das Prinzip keinen wirtschaftlichen Erfolg. Rückläufige Produktionsquoten in der Landwirtschaft, die Ölkrise und das riesige Loch im Staatssäckel, das der Konflikt mit Uganda gerissen hatte, führten zum Scheitern der Ujamaa-Vision. Im Gegensatz zu anderen mächtigen Präsidenten in Afrika und dem Rest der Welt zeigte Nyerere wahre Grösse und gestand sein Scheitern ein. Mittlerweile auch im eigenen Land wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage unter Druck, trat er als Präsident ohne Machtquerelen zurück. Auch aus diesem Grund ist Nyerere heute noch ein geachteter und geschätzter Mann, auch über die Landesgrenzen Tansanias hinaus. Nyerere blieb Vorsitzender der Staatspartei CCM, die Nachfolge als Staatspräsident übernahm Ali Hassan Mwinyi, der damalige Präsident von Sansibar. Infolge der schlechten Wirtschaftslage tritt der neue Präsident in Verhandlungen mit dem internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein. Aber um Kredite und weitere Hilfe zu erhalten, musste Tansania Zugeständnisse machen und marktwirtschaftliche Reformen einleiten. Staatliche Einrichtungen mussten wieder privatisiert werden (darunter auch das Gesundheits- und Bildungssystem, das fortan nicht mehr kostenlos zugänglich war), im öffentlichen Sektor mussten massiv Stellen abgebaut werden, das Militär wurde verkleinert und der Tourismussektor sollte ausgebaut und zu einer wichtigen Einnahmequelle gemacht werden.

1990 legte Julius K. Nyerere sein Amt als Vorsitzender der CCM ab, auch in dieser Funktion wurde er von Ali Hassan Mwinyi beerbt, welcher bei den Wahlen im selben Jahr für eine weitere Amtszeit als Präsident bestätigt wurde.

1992 wurde auf einem Kongress der Regierungspartei CCM die Absicht geäussert, eine Mehrparteiendemokratie einzuführen. Darauf wird die Verfassung geändert, die CCM gibt ihre Stellung als Einheitspartei auf und es werden weitere Parteien zugelassen. Dies geschah unter der Auflage, dass künftige Parteien nicht die Einzelinteressen einer Volksgruppe oder einer Religionsgemeinschaft vertreten durften. Damit sollte ein Auseinanderdriften des gut geeinten Landes verhindert werden.

1995 fanden in Tansania zum ersten Mal Mehrparteienwahlen für das Parlament und das Präsidentenamt statt. Benjamin William Mkapa von der CCM trat die Nachfolge Mwinyis als Landesoberhaupt an. Trotz der Zulassung von Oppositionsparteien konnte die CCM auf dem Festland eine grosse Mehrheit für sich erringen. Auf Sansibar verlor die Partei aber an Stimmen. Der Präsidentschaftskandidat der CCM auf Sansibar wurde mit einem hauchdünnen Vorsprung von 50,2% gewählt. Die Mehrheit im Parlament kann sich die CCM dennoch sichern, aber von der Opposition wird ihr Wahlbetrug vorgeworfen.

Am 14.10.1999 starb in London der Staatsgründer Julius Nyerere im Alter von 77 Jahren an Leukämie. Das ganze Land befand sich in Staatstrauer, als Präsident Mkapa den Tod des Staatsgründers bekannt gab. Es wurde eine 30-tägige Staatstrauer ausgerufen. Tausende säumten die Strassen, als Nyereres Leichnam im Flugzeug nach Daressalam zurückgebracht wurde. Bis zu 500'000 Menschen waren bei der Beerdigung in seinem Herkunftsort Butiama am Viktoriasee zugegen.

2000, zum zweiten Mal fanden Mehrparteienwahlen statt. Die CCM konnte ihre dominante Stellung im Parlament weiter ausbauen. Mkapa wird als Präsident bestätigt.

Im Januar 2001 wurde eine von Präsident Mkapa zuvor verbotene Demonstration der Oppositionspartei CUF gegen die Wahlmanipulationen auf Sansibar gewaltsam aufgelöst. Mehr als 30 Tote waren zu beklagen und es erfolgte eine Flüchtlingswelle von über 2000 Oppositionsanhängern nach Kenia. Teilweise kam es zu politisch motivierten Inhaftierungen. Aus dem Ausland hagelte es scharfe Proteste.

Im Oktober 2001 besiegelten die Regierungspartei CCM und die Oppositionspartei CUF ein Programm zur Aussöhnung. Es wurde eine Amnestie erlassen, worauf die geflüchteten Oppositionellen aus Kenia zurückkehren konnten. Die politischen Häftlinge wurden allesamt entlassen.

November 2001, als drittes afrikanisches Land erreichte Tansania den "completion point" und qualifizierte sich damit für einen deutlichen Schuldenerlass.

Mai 2003, auf Sansibar fanden Nachwahlen statt. Dieses Mal verlief die Wahl fair und transparent. Schlussendlich trug die Opposition einen deutlichen Sieg davon.
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Letzte Änderung: 19.07.2008