Tansanias Weg in die Unabhängigkeit

Nach dem 2.Weltkrieg begann der Zerfall des britischen Empires. Zahlreiche Kolonien strebten nach Unabhängigkeit, darunter auch Tansania.

Der junge Lehrer (Mwalimu) Julius Nyerere wurde 1953 zum Vorsitzenden der Tanganyika African Association (TAA) gewählt. Ein Jahr später wurde die TAA in Tanganyika African National Union (TANU) umbenannt, welche unter der Leitung Nyereres die Unabhängigkeit und das Selbstbestimmungsrecht für Tanganjika einforderte. Unter dem Motto "Uhuru na Umoja" (Freiheit und Einheit) wurde die Gründung eines selbstständigen Staates ,hinter dem ein nicht von Stammeskriegen zerrissenes Volk stand, mit friedlichen Mitteln angestrebt. 1956 hielt Nyerere eine Rede vor der UN, dem integren Mann ist die Sympathie der Weltgemeinschaft sicher. Und weil die Briten anders als beispielsweise in Kenia (wo zahlreiche britische Siedler lebten) kein besonderes wirtschaftliches Interesse an Tanganjika mehr hatten, legten sie sich den Forderungen nach Unabhängigkeit nicht grundsätzlich quer. Der gesetzgebende Rat (eine Einrichtung, die schon seit 1926 bestand, deren Mitglieder aber bis dahin von den Briten ernannt wurden), sollte daher erstmals in demokratischen, multiethnischen Wahlen bestimmt werden.

Bei den Wahlen 1958/59 holte die TANU den grössten Teil der möglichen Sitze. Nyerere hat es verstanden, die afrikanische Bevölkerung hinter sich zu sammeln. Unter anderem dadurch, dass er nicht versuchte, einzelne Volksgruppen gegeneinander auszuspielen.

Bei den Neuwahlen des Rates im Jahr 1960 holte die TANU 70 von 71 möglichen Sitzen, die Bewegung hatte sich definitiv etabliert.

Am 09.12.1961 wurde Tanganjika als Monarchie unter britischer Krone in die Unabhängigkeit entlassen und trat der UN bei. Julius K. Nyerere wurde erster Premierminister Tanganjikas.

Am 09.12.1962 wurde aus Tanganjika eine Republik, die aber im Commonwealth verblieb. Nyerere wurde erster Staatspräsident.

Ziemlich genau zwei Jahre nach der Unabhängigkeit Tanganjikas wurde am 10.12.1963 aus den Inseln Sansibar und Pemba ein unabhängiges Sultanat. Das bis dahin britische Protektorat wurde in eine unsichere Zukunft entlassen, denn im Gegensatz zum Festland gab es auf den Inseln Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen.

Am 12.01.1964 entluden sich die Spannungen, und auf Sansibar wurde der Sultan durch die Afro-Shirazi-Partei (ASP) in einer blutigen Erhebung gegen jegliche Fremdherrschaft gestürzt. Tausende Araber und Inder kamen dabei ums Leben.

Am 18.01.1964 proklamierte Abeid Karume die Volksrepublik Sansibar und Pemba.

Drei Monate später, am 26.04.1964, vereinen sich Tanganjika und die Volksrepublik Sansibar und Pemba zur Vereinigten Republik von Tansania. Es gab eine Unionsregierung sowie ein Unionsparlament, aber Sansibar bekam einen teilautonomen Status (eigener Präsident, eigenes Parlament, eigene Justiz).

In Arusha wurde 1967 die gleichnamige Deklaration zur Entwicklung Tansanias verabschiedet. Darin umriss Staatspräsident Nyerere seine Visionen von Ujamaa, einer Art tansanischer Sozialismus auf Basis afrikanischer Traditionen und Familienstrukturen. Die Wirtschaft wurde verstaatlicht und ein Entwicklungsprogramm für ländliche Gebiete sollte einen Aufschwung abgelegener Regionen bewirken. Aus vielen, über ganze Tansania verteilten, kleinen Punktsiedlungen sollten grössere Dorfgemeinschaften entstehen, die sich in der Gemeinschaft gegenseitig unterstützen könnten und auch leichter an Grundversorgung (Medizin, Bildung, Wasser) herankommen sollten. Erstrebtes Ziel war es, nach und nach vom Ausland unabhängig zu werden und den Bedarf des Landes an allen Gütern aus eigener Produktion zu decken.

Mit chinesischer Hilfe begann 1970 ein grosses Projekt, der Bau der Eisenbahnlinie TAZARA (Tanzania-Zambia-Railway), die von der Hauptstadt Daressalam in den Nachbarstaat Sambia führen sollte.

1973 beschloss die Regierung, innerhalb der nächsten 10 Jahre ihren Sitz von Daressalam an der Küste nach Dodoma im Landesinnern zu verlegen. Durch diese Massnahme sollten die ländlichen Gebiete aufgewertet werden.

1977 vereinten sich die TANU und die ASP zur Chama-Cha-Mapinduzi (CCM) und bestätigten eine neue Verfassung. Im gleichen Jahr fiel die East African Community (EAC), ein Verbund der drei Länder Tansania, Kenia und Uganda, auseinander. Die Grenze zu Kenia wurde geschlossen, was mit einem 30%igen Rückgang des Tourismus einherging.
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Letzte Änderung: 19.07.2008