Ethnische Gruppen in Tansania

In Tansania herrscht eine breite ethnische Vielfalt. Zu 99% setzt sich die Bevölkerung aus verschiedenen afrikanischstämmigen Gruppen zusammen.

Bis zu 130 Völker ("Stämme") werden gezählt, die sich grob in Bantu, Kuschiten, Niloten und Khoisan unterteilen lassen. Diese Vielfalt rührt daher, dass die frühe Besiedlung Tansanias aus allen Himmelsrichtungen Afrikas erfolgte (siehe Geschichte Tansanias). Den grössten Anteil haben dabei mit 95% die Bantu. Kleinere Anteile erreichen die nilotischen und kuschitischen Gruppen. Nur noch eine verschwindend kleine Minderheit von wenigen tausend Individuen bilden die Khoisan (Buschmannvölker). Ein paar Beispiele zu diesen Gruppen:

Niloten:
Eine Gruppe Masai Masai, wahrscheinlich die bekannteste Volksgruppe in ganz Ostafrika. Viele der meist in rot gekleideten, hochgewachsenen Nomaden haben ihren ursprünglichen Lebensstil einigermassen bewahrt, und leben ausschliesslich von der Viehzucht. Das Rind (das der Legende nach den Masai von ihrem Gott Enkai geschenkt wurde) bildet die Lebensgrundlage und ist zugleich Statussymbol und Zeichen von Reichtum. Daneben halten sich die Masai Ziegen (als Fleischlieferanten) und Esel (als Packtiere). Mit ihren Herden durchstreifen sie die Masaisteppe im Norden des Landes. Die Barabaig leben wie die Masai hauptsächlich als Nomaden von der Rinderzucht. Ursprünglich bewohnten sie die Region um den Mount Hanang südwestlich des Tarangire Nationalparks. Infolge eines kanadischen Weizenanbauprogramms wurden sie von ihrem Land vertrieben und erhielten weiter nördlich in der Gegend des Eyasisees Weideland zugeteilt, welches wiederum den Hadzabe abgenommen wurde.


Bantu:
Die Sukuma bilden mit über 3 Millionen Angehörigen mittlerweile die grösste Volksgruppe in Tansania. Sie siedeln im Nordwesten des Landes westlich des Maswa Game Reserves (ein Wildschutzgebiet, das im Westen der Serengeti vorgelagert ist) bis an den Viktoriasee, inklusive der Region um die Stadt Mwanza. Sie betreiben Ackerbau, Fischerei und Viehzucht. Die Nyamwezi bilden nach den Sukuma die zweitgrösste Gruppe. Ihr Siedlungsgebiet reicht vom Süden im Rukwasee über Zentraltansania (Tabora und Itigi) bis in den Norden an des Gebiet der Sukuma, mit denen sie verwandtschaftlich verbunden sind. Auch die Nyamwezi leben vorrangig von der Viehzucht und dem Ackerbau, ausserdem sammeln sie in den Miombe-Wäldern wilden Honig. Die Chagga bewohnen die Hänge des Kilimanjaro im Norden des Landes. Sie betreiben eine spezielle Form der Landwirtschaft mit ausgeklügelten Bewässerungssystemen. Die Bebauung des Bodens erfolgt in Schichten. Zuoberst Mangobäume, die den darunter liegenden Bananenstauden Schatten spenden, und zuunterst Kaffeepflanzen. Die Makonde, welche eine der fünf grössten Bevölkerungsgruppen stellen, sind bis weit über die Landesgrenzen für ihre Schnitzereien bekannt. Sie leben im Südosten des Landes auf dem Makonde-Plateau.

Kuschiten:
Die Iraqw leben im Norden Tansanias in und um Karatu, der Stadt, die kurz vor dem Ngorongoro Krater liegt. Sie leben vorwiegend von der Landwirtschaft. Neben den Iraqw gehören auch die Burungi und die Gorowa zu den Gruppen, die sich anhand ihrer noch verwendeten Sprache der kuschitischen Gruppe zuordnen lassen.

Khoisan:
Die Hadzabe leben rund um den Eyasisee südlich der Serengeti. Ein kleiner Teil hat den uralten Lebensstil als Jäger und Sammler noch beibehalten. Sie gehören zu den letzten Angehörigen der Buschmannvölker in Ostafrika und sprechen auch noch ihre typische Sprache mit den Klicklauten. Wahrscheinlich werden sie und ihre einzigartige Lebensweise früher oder später verschwinden, denn seit den Zeiten der Ujamaa-Politik Nyereres sind Bestrebungen im Gange, die Hadzabe sesshaft zu machen und ihren Kindern eine Schulbildung zu verpassen. Sandawe, auch sie gehören zu den letzten Khoisan sprechenden Völkern in Ostafrika. Allerdings wurden sie nahezu restlos von den umliegenden Bantu integriert und leben noch seltener wie die Hadzabe als Jäger und Sammler. Nur noch kleinste Gruppen leben in ihrer ursprünglichen Form in der trockenen Region zwischen Dodoma und Kondoa in Zentraltansania.

Trotz, oder gerade wegen dieser Vielfalt, sind Spannungen zwischen diesen Gruppen, wie man sie von benachbarten Staaten Tansanias kennt (als schlimmstes Beispiel dient dabei der Konflikt zwischen Hutus und Tutsis Ende der 80iger Jahre, der um die 800'000! Tote forderte), kaum bis gar nicht vorhanden. Keine Ethnie besitzt eine erdrückende Dominanz im Land. Die Angehörigen einer Gruppe pflegen ihre eigene Kultur und Tradition sowie die jeweilige Sprache, trotzdem sehen sie sich in erster Linie als Bürger Tansanias. Diesem Umstand hat Tansania eine grosse innenpolitische Stabilität zu verdanken. Die Ujamaa-Politik Nyereres sowie die fast landesweit verstandene Sprache des Kiswahili (Suaheli) dürften ausschlaggebend sein für dieses Verständnis der Tansanier als Nation.

Neben diesen afrikanischstämmigen Einwohnern gibt es kleine Minderheiten, bestehend aus Arabern, Indern und Europäern, die zwar zahlenmässig sehr gering sind, aber in der Wirtschaft des Landes einiges an Gewicht ausmachen. Das Safaribusiness beispielsweise liegt mehrheitlich in den Händen der aus Indien stammenden Gruppen.
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Letzte Änderung: 19.07.2008